Die Wahl des Heizsystems hat nicht nur Auswirkungen auf den Geldbeutel der Hausbesitzer, sondern auch auf den Klimaschutz und die Energieunabhängigkeit Deutschlands. Ein Blick auf die Entwicklung der Beheizungsstruktur im deutschen Wohnungsbestand zeigt klare Trends und wichtige Veränderungen über die letzten Jahrzehnte.
1. Überblick: Wie hat sich die Heizungslandschaft verändert?
Die aktuelle Grafik des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) zeigt, wie sich die Nutzung verschiedener Energieträger zur Beheizung von Wohn- und Nicht-Wohngebäuden über die Jahre verändert hat.
Besonders auffällig ist:
✔ Der Gasanteil ist über die Jahre gewachsen und dominiert weiterhin.
✔ Heizöl verliert kontinuierlich an Bedeutung.
✔ Fernwärme hat leicht zugelegt, insbesondere in urbanen Gebieten.
✔ Erneuerbare Energien wie Wärmepumpen, Solarthermie und Holz gewinnen an Bedeutung, aber ihr Anteil wächst noch langsam.
✔ Stromheizungen bleiben eine Nischenlösung.
✔ Sonstige Energiequellen wie Kohle spielen kaum noch eine Rolle.
Diese Entwicklungen zeigen eine schrittweise Transformation des Wärmemarktes, allerdings mit deutlichem Nachholbedarf im Bereich der erneuerbaren Energien.
2. Detaillierte Analyse der Energieträger seit 1998
Die Entwicklung der Heizsysteme in Deutschland lässt sich anhand der Infografik seit dem Jahr 1998 nachvollziehen. In den letzten 25 Jahren haben sich deutliche Trends abgezeichnet: Während fossile Energieträger wie Heizöl und Kohle stark an Bedeutung verloren haben, nehmen erneuerbare Energien langsam, aber stetig zu.
Schauen wir uns die wichtigsten Veränderungen im Detail an:
🟢 Gasheizungen – Dominanz seit den 2000ern, aber bald rückläufig?
1998: Der Anteil der Gasheizungen lag noch bei etwa 45 %. Gas galt damals als effizienter und sauberer als Heizöl, sodass viele Haushalte in den 2000er-Jahren von Öl auf Gas umstiegen.
2024: Heute machen Gasheizungen über 55 % der Heizsysteme aus und dominieren den Markt. Besonders Biomethan und Flüssiggas haben einen kleinen, aber wachsenden Anteil innerhalb dieser Gruppe.
Trend:
- Gasheizungen haben bis etwa 2015 kontinuierlich zugenommen.
- Durch die steigende CO₂-Bepreisung und gesetzliche Vorgaben (z. B. das Gebäudeenergiegesetz – GEG) dürfte der Gasanteil in den kommenden Jahren abnehmen.
- In vielen Neubauten wird gar kein Gasanschluss mehr gelegt – stattdessen setzen Eigentümer auf Wärmepumpen oder Fernwärme.
🟣 Fernwärme – Langsames, aber stetiges Wachstum
1998: Der Anteil der Fernwärme lag bei ca. 10 %. Damals war Fernwärme vor allem in Ostdeutschland verbreitet, wo viele Gebäude bereits an große Heizkraftwerke angeschlossen waren.
2024: Heute wird etwa 15,5 % des Wohnungsbestands mit Fernwärme beheizt. Besonders in Städten haben viele Neubauten direkt einen Fernwärmeanschluss erhalten.
Trend:
- Der Fernwärmeanteil wächst langsam, aber konstant.
- In Zukunft wird verstärkt auf klimaneutrale Fernwärme aus Geothermie, Abwärme oder Biomasse gesetzt.
- Städte wie Berlin, Hamburg und München investieren in den Ausbau der Fernwärme, während sie gleichzeitig Kohlekraftwerke stilllegen.
🟠 Stromheizungen – Seit Jahren rückläufig
1998: In den 90er-Jahren waren elektrische Nachtspeicherheizungen noch relativ weit verbreitet. Ihr Anteil lag bei ca. 5 %, vor allem in Mehrfamilienhäusern.
2024: Heute machen direkte Stromheizungen nur noch ca. 2,5 % aus. Der hohe Strompreis und die geringe Effizienz haben dazu geführt, dass sie immer weiter aus dem Markt verschwunden sind.
Trend:
- Direkte Stromheizungen (z. B. Nachtspeicheröfen) sind auf dem Rückzug.
- Der Einsatz von Wärmepumpen (die mit Strom arbeiten, aber viel effizienter sind) wächst hingegen stark.
🟡 Wärmepumpen & erneuerbare Energien – Die aufstrebenden Gewinner
1998: Wärmepumpen spielten praktisch keine Rolle auf dem Heizungsmarkt. Ihr Marktanteil lag unter 1 %, da die Technologie damals noch wenig verbreitet und teuer war.
2024: Heute sind 4,4 % der Heizsysteme Wärmepumpen – ein verhältnismäßig kleiner Anteil, aber mit stark wachsender Tendenz.
Trend:
- Seit ca. 2010 sind Wärmepumpen immer beliebter geworden, insbesondere im Neubaubereich.
- Mit den neuen Förderprogrammen (BEG-Förderung) und der gesetzlichen Pflicht, 65 % erneuerbare Energien bei neuen Heizungen zu nutzen, wird erwartet, dass Wärmepumpen in den nächsten 10 Jahren einen massiven Anteil am Heizungsmarkt erlangen werden.
🟤 Holz – Nischenlösung mit Potenzial, aber begrenztem Wachstum
1998: In den späten 90er-Jahren spielte Holz als Heizenergie eine eher untergeordnete Rolle. Der Marktanteil lag bei unter 3 %, da viele Haushalte noch auf fossile Energieträger setzten. Holzheizungen wurden vor allem in ländlichen Gebieten genutzt, wo Holz als günstiger Brennstoff verfügbar war.
2024: Heute macht Holzheizung – darunter Pelletheizungen, Hackschnitzelheizungen und Scheitholzöfen – einen Anteil von ca. 4,1 % aus. Obwohl Holz als nachwachsender Rohstoff gilt, gibt es einige Herausforderungen:
Nachhaltigkeit: Holzheizungen sind nur dann klimaneutral, wenn nachhaltig bewirtschaftete Wälder genutzt werden.
Feinstaubemissionen: Moderne Holzheizungen sind deutlich sauberer als alte Kaminöfen, aber sie stoßen dennoch Feinstaub aus.
Einschränkungen in Städten: In manchen urbanen Gebieten gibt es bereits striktere Regeln für Holzheizungen, um die Luftqualität zu verbessern.
Trend:
- In ländlichen Gebieten bleibt Holz eine Alternative, insbesondere wenn andere Energieträger nicht verfügbar sind.
- In Städten und Neubauten verliert Holz an Bedeutung, da Wärmepumpen und Fernwärme sauberere Alternativen sind.
- Hybridlösungen (z. B. Pelletheizung mit Solarthermie) werden gelegentlich als Übergangslösung eingesetzt.
🔵 Heizöl – Der große Verlierer seit 1998
1998: Damals war Heizöl neben Gas die wichtigste Heiztechnologie. Mehr als 30 % der Haushalte heizten mit Öl.
2024: Der Anteil ist inzwischen auf 17,3 % gesunken – und wird weiter fallen. Gründe dafür sind:
✅ Steigende CO₂-Abgaben
✅ Hohe Preisschwankungen beim Ölpreis
✅ Gesetzliche Vorgaben zum Austausch alter Ölheizungen
Trend:
- 2026 tritt ein Verbot für neue Ölheizungen in Kraft (mit wenigen Ausnahmen für Hybridlösungen).
- Wer heute noch eine Ölheizung besitzt, sollte über eine alternative Heizlösung nachdenken, um zukünftige Kostensteigerungen zu vermeiden.
⚫ Kohle & sonstige Energieträger – So gut wie ausgestorben
1998: In den 90er-Jahren gab es noch einige Haushalte mit Kohleöfen, insbesondere in Ostdeutschland und älteren Gebäuden ohne Zentralheizung. Der Anteil lag damals bei rund 5 %.
2024: Der Anteil ist auf unter 0,2 % gesunken. Kohle als Heizsystem spielt praktisch keine Rolle mehr.
Trend:
- Kohleheizungen sind inzwischen fast vollständig aus deutschen Haushalten verschwunden.
- Dieser Trend wird sich fortsetzen, da Kohle hohe CO₂-Emissionen verursacht und unpraktisch im Betrieb ist.
Fazit: Große Veränderungen seit 1998 – und die Entwicklung geht weiter
🔥 Fossile Brennstoffe (Öl, Kohle) verlieren seit den 90er-Jahren massiv an Bedeutung.
🔥 Gas ist nach wie vor dominant, wird aber durch steigende CO₂-Kosten unter Druck geraten.
🔥 Fernwärme wächst langsam, könnte aber durch Klimaschutzmaßnahmen einen Schub bekommen.
🔥 Wärmepumpen sind die Heiztechnologie der Zukunft – ihr Anteil steigt seit den 2010er-Jahren stetig.
🔥 Kohle spielt heute praktisch keine Rolle mehr.
Was bedeutet das für Eigentümer?
📌 Wenn du noch eine Ölheizung hast, solltest du jetzt über Alternativen nachdenken.
📌 Gasheizungen sind zwar noch erlaubt, aber langfristig nicht mehr wirtschaftlich.
📌 Wärmepumpen und Fernwärme sind die besten Optionen für Neubauten.
📌 Eine Energieberatung hilft dir, die beste Entscheidung für deine Immobilie zu treffen.
3. Warum diese Entwicklungen wichtig sind: Gesetzliche Vorgaben & CO₂-Bepreisung
Die Veränderungen im Heizungsmarkt sind nicht zufällig, sondern das Ergebnis von politischen Entscheidungen und wirtschaftlichen Entwicklungen, auch auf EU Ebene.
Wichtige Faktoren:
✅ Gebäudeenergiegesetz (GEG): Neubauten sollen möglichst klimaneutral sein. Ab 2024 müssen neu installierte Heizungen mindestens 65 % erneuerbare Energien nutzen.
✅ CO₂-Bepreisung: Die steigende CO₂-Abgabe macht fossile Brennstoffe zunehmend teurer.
✅ Förderprogramme für erneuerbare Energien: Der Staat unterstützt den Umstieg auf Wärmepumpen, Solarthermie und andere klimafreundliche Heizsysteme mit hohen Zuschüssen.
Was bedeutet das für Eigentümer?
👉 Langfristig werden Gas- und Ölheizungen immer teurer.
👉 Wer jetzt auf erneuerbare Energien umsteigt, profitiert von Fördergeldern und niedrigen Betriebskosten.
👉 Hybridsysteme können eine sinnvolle Übergangslösung sein.
4. Was Hausbesitzer jetzt tun sollten: Empfehlungen aus der Praxis
💡 Für bestehende Gebäude:
- Prüfen Sie die Austauschpflicht Ihrer alten Heizungen – besonders wenn Sie noch eine Ölheizung haben.
- Nutzen Sie staatliche Förderungen für den Umstieg auf Wärmepumpen oder hybride Systeme.
- Verbessern Sie die Gebäudehülle (Dämmung, Fenster), um Heizkosten zu senken.25
🏗 Für Neubauten:
- Wärmepumpen oder Fernwärme sind in den meisten Fällen die beste Wahl.
- Kombination mit Photovoltaik und Solarthermie steigert die Effizienz.
- Kein Gasanschluss mehr nötig – viele Neubauten setzen auf rein elektrische Heizlösungen mit Wärmepumpe.
📊 Lassen Sie sich beraten!
Eine individuelle Energieberatung im Rahmen eines hydraulischen Abgleiches hilft Ihnen, die beste Lösung für Ihr Gebäude zu finden und die maximalen Fördergelder zu nutzen.
5. Fazit: Die Wärmewende schreitet voran – aber fossile Brennstoffe dominieren noch
Die Grafik zeigt, dass sich der deutsche Heizungsmarkt schrittweise verändert, aber noch stark von Gas- und Ölheizungen geprägt ist. Während erneuerbare Energien an Bedeutung gewinnen, gibt es noch viel Potenzial für eine nachhaltige Transformation.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um in moderne Heizlösungen zu investieren!
Quellenangabe: BDEW – Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.
https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/beheizung-des-wohnungsbestandes-in-deutschland/